#7 Cozy, Album von Jozy, Restaurant und Austauschschülerin / Cozy, album by Jozy, restaurant and exchange student
Um ihren Namen hier nicht zu nennen, nenne ich sie Cozy. Ich war sechzehn, als ich sie eine Woche in Vilnius besuchte. Es war das erste Mal, dass ich ohne ein Familienmitglied in einem anderen Land war. Ich fand es unheimlich spannend, in der Gastfamilie einen Einblick in das Leben der Litauerinnen und Litauer zu erlangen. Den Beutel schwarzen Tees nur für drei Sekunden in heißes Wasser zu tauchen und dann Zucker hinzuzugeben. Basketballspiele an der Küchentheke beim Essen zu sehen, in einem hohen Wohnhaus mit Ausblick. Schon in der Woche habe ich die für Litauen bekannte Rotebeete-Suppe probiert (weiß aber nicht mehr, wie sie schmeckt). Ich war in Trakai und auf dem Hill of Crosses (nicht zu verwechseln mit dem Hill of Three Crosses), in einem Nationalpark, in Cozys Schule und auf dem Fernsehturm:
Hinsichtlich Vilnius selbst erinnere ich mich noch an ein Straßenfest, an die vielen jungen Cafés, die auch Billardtische enthielten, einen vollen Park und ein Kino, in dem wir einen Film auf Englisch mit litauischen Untertiteln sahen.
Wie schön Vilnius tatsächlich ist, habe ich teilweise vergessen, oder damals nicht wahrgenommen. Aber ich erinnere mich an die guten Lichtverhältnisse eines alten Bahnhofs und eine Wand, an der kunstvolle Dinge hingen, an den Gediminas-Turm, den wir nicht hochfuhren, und den Blick von einer Grünfläche aus auf Vilnius und seinen Fluss.
Am Samstag sah ich Cozy wieder. Wir konnten nicht anders, als zu strahlen, als wir uns an der Kathedrale entdeckten und aufeinander zugingen. Wer hätte gedacht, dass wir uns in Vilnius wiedersehen würden?
Und wer hätte gedacht, dass sich mein Englisch zumindest ein bisschen verbessern würde? Ziemlich genau acht Jahre haben wir uns nicht gesehen. Ich war im September 2013 dort (und für September war es ziemlich warm). Damals war die litauische Währung noch Litas. Cozy ist inzwischen 25 und hat gerade angefangen, als Ärztin zu arbeiten. Ich bin 24 und schreibe momentan an meiner Masterarbeit.
„You haven’t changed much“, begrüßte sie mich und auch sie hatte sich äußerlich nicht viel verändert.
Wir schlenderten durch die Straßen und landeten in Cozy, einem Restaurant, das wirklich gemütlich und sehr zu empfehlen ist. Sie bestellte ein Tiramisu und einen Kaffee, ich eine Suppe (das Fleisch war nicht in der Karte, aber darin) und einen O-Saft. Sie gab mir viele Tipps, was ich mir in den nächsten Monaten ansehen könnte, und bot mir ihre Hilfe bei jeglichen Dingen an. Sogar, was die Wohnheimsituation betrifft, lud sie mich ein, ein paar Nächte bei ihr zu übernachten, sollte ich es nicht mehr aushalten.
Menschen aus aller Welt zu kennen ist ein großer Vorteil, wenn man reist.
Cozy lud mich ein, wie damals, an unserem ersten Abend im Restaurant des Fernsehturms. Das heißt, es wird ein nächstes Mal geben, bei dem ich sie einladen kann.
Der Name Cozy erinnerte mich an „To let go“, ein wunderbares Lied des Albums „Cozy“ von Jozy. Ich denke hier sehr oft daran, weil es darin um Loslassen, Bleiben, Reisen, Freiheit und Lieben geht.
An dem Wochenende fanden Konzerte in Vilnius statt. An einem kamen wir später vorbei. Ansonsten sei Vilnius ruhiger, meinte Cozy.
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In order not to mention her name here, I call her Cozy. I was sixteen when I visited her for a week in Vilnius. It was the first time I had been to another country without a family member. I found it incredibly exciting to gain an insight into the lives of Lithuanians in the host family. Dipping the bag of black tea in hot water for only three seconds and then adding sugar. Watching basketball games at the kitchen counter while eating, in a high apartment building with a view. During the week I already tried the beetroot soup, which is famous for Lithuania (but I don’t remember what it tastes like). I was in Trakai and on the Hill of Crosses (not to be confused with the Hill of Three Crosses), in a national park, in Cozy’s school and on the TV tower:
Regarding Vilnius itself, I still remember a street party, the many young cafés that included pool tables, a full park and a cinema where we watched a film in English with Lithuanian subtitles.
How beautiful Vilnius actually is, I have partly forgotten, or didn’t notice at the time. But I remember the good lighting of an old railway station and a wall with artful things hanging on it, the Gediminas Tower, which we didn’t go up, and the view of Vilnius and its river from a green area.
On Saturday I saw Cozy again. We couldn’t help but beam as we spotted each other at the cathedral and walked towards each other. Who would have thought that we would meet again in Vilnius?
And who would have thought that my English would improve at least a little? It’s been almost exactly eight years since we saw each other. I was there in September 2013 (and it was quite warm for September). Cozy is now 25 and has just started working as a doctor. I am 24 and am currently writing my master’s thesis.
„You haven’t changed much,“ she greeted me, and she hadn’t changed much externally either.
We strolled through the streets and ended up at Cozy, a restaurant that is really cosy and highly recommended. She ordered a tiramisu and a coffee, I ordered a soup (the meat wasn’t on the menu, but it was) and a OJ. She gave me lots of tips on what to see over the next few months and offered to help me with anything. Even, regarding the dorm situation, she invited me to stay at her place for a few nights when I couldn’t take it anymore.
Knowing people from all over the world is a great advantage when you travel.
Cozy invited me, as she did then, on our first night at the TV Tower restaurant. That means there will be a next time when I can invite her.
The name Cozy reminded me of „To let go„, a wonderful song from the album „Cozy“ by Jozy. I think of it a lot here because it’s about letting go, staying, travelling, freedom and loving. There were concerts in Vilnius that weekend. We passed by one later. Otherwise Vilnius is quieter, says Cozy.