Über mich

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    Ich bin Marienkäfer, kein Schmetterling

    Marien hatte sich in zwei Schmetterlinge verliebt, die viele Insekten bewunderten. Libellen priesen die farbensatte Intransparenz ihrer Flügel, Mücken ihre ungeheure Großzügigkeit, Bienen ihre ultraviolette Zartfühligkeit und eine Hummel mochte von der Lautlosigkeit ihres Tanzes ganz hingerissen sein, doch kein Insekt war so sehr von den beiden verzaubert wie Marien. Kaum ein Tag verging, an dem er nicht von ihnen träumte, und wenn er sie sah, fühlte er Glück und sehnte sich nach ihnen. Nie hatte er vorher so schöne und anmutige Wesen gesehen, die so liebevoll und leuchtend miteinander tanzten; nichts wünschte er sich sehnlicher, als selbst einmal mit ihnen zu fliegen, ebenso frei und leicht und glanzvoll wie…

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    Damit aufgewachsen

    Meine Großtante hatte noch ein Telefon mit Wählscheibe, das ich als Spielzeug betrachtete, mein erstes Handy hatte meinem Großvater gehört und das einzige Spiel, das ich damit spielte, war Snake. Bis ich in die achte Klasse kam, besaß ich ein robustes Schiebehandy mit Tasten, die man für einen Buchstaben teilweise drei- oder viermal anwählen musste. Das Handy war für unterwegs, für den Notfall. Wenn ich telefonieren wollte, benutzte ich das Kabeltelefon zuhause. Ich drückte die Lautsprecher-Taste sowohl bei meinen Telefonaten als auch bei denen anderer. Heute nutze ich diese Funktion immer noch. Ich tippe den Lautsprecher-Button an und halte das Handy vor mich wie ein Buch; diese Distanz stellt die…

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    Flynn

    Mein Cousin dritten Grades heißt wie ich. Gestern habe ich ihn kennengelernt. Bis vor kurzem wusste ich nicht, dass es ihn gibt. Er ist so alt wie ich. Wir haben dieselben Ururgroßeltern. Der Cousin unserer Großväter, der Stammforschung betreibt, gab uns die Nummer des anderen weiter. Wir trafen uns in einer Stadt, die zwischen meiner Geburtsstadt und seinem jetzigen Wohnort liegt. Als Flynn zur Bahnhofshalle kam, erkannte ich ihn und dass er mich erkannte, bevor ich das Muster des T-Shirts sah, das er mir beschrieben hatte. Wir hatten das gleiche Leuchten an uns, die gleiche Freude, einander kennenzulernen.Flynn bedeutet „Sohn des Rothaarigen“. Meine Mutter hat rotes Haar, aber wir beide,…

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    Proust’scher Fragebogen

    Was ist für Sie das größte Unglück? Häusliche Gewalt. Wo möchten Sie leben? Im Sommer in einer Hütte am See, im Winter in einem ländlichen Backsteinhaus mit Kamin und im Frühling und Herbst in der Mitte einer kulturell vielfältigen Stadt, Dachgeschoss. Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück? Positivität. Gegenwärtig sein. Genießen können. Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Fehler, die mit psychischen Problemen einhergehen. Ihre liebsten Romanhelden? Ed Kennedy („Der Joker“, Markus Zusak), Pip („Große Erwartungen“, Charles Dickens), Ebenezer Scrooge (Dickens‘ „Weihnachtsgeschichte“), Mick Kelly („Das Herz ist ein einsamer Jäger“, Carson McCullers), Aza Holmes („Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“, John Green), Stanley Yelnats („Löcher“, Louis Sacher), Charlie Kelmeckis…