Auslandsjahr Vilnius

#49 Soundtrack des Frühlingssemesters / Soundtrack of the spring semester

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HIER geht es zum Soundtrack meines zweiten Semesters in Vilnius. Auf dem Weg zum Flughafen hatte ich Motion Sickness von Phoebe Brigers im Ohr und eine lange Zeit ohne jemand Bestimmten vor mir, nach dem sich mein Magen umdrehte. Am nächsten Tag lief im Depeche Coffee Boys Don’t Cry von The Cure, gefolgt von Rocket Man (I Think It’s Gonna Be A Long, Long Time) von Elton John.

Ich entdeckte Dracula von den Wallners, das für etwa drei Wochen mein Lieblingslied wurde und mit dem ich an der reißenden Vilnele entlang joggte. In der Hoffnung darauf, dass das neue Semester viel Neues bringen würde, hörte ich redesign von awfultune. Wenn ich an meine Familie und Freund*innen in Deutschland dachte, hätte ich ihnen gerne Mir kann nichts passieren von Antilopen Gang, Danger Dan und Max Herre geschickt und das Gefühl verinnerlicht. „Victoria, it’s time that we meet again“, singt der Sänger von Hearts Hearts in Rub My Eyes. Mit diesem Lied freute ich mich von Anfang an darauf, sie in nicht allzu ferner Zukunft wiederzusehen.

Difficult Times von jupiter flynn tröstete bei Schmutz, Kälte, fehlendem Salz, gestohlenem Essen und teuren Gurken. Wir lebten in schwierigen Zeiten, aber trotzdem schön, indem wir Leute trafen, mit denen es uns gut ging. Nachts, wenn die Welt nach Hause fliegt, sollten wir eine Party haben, in unserer Burg mit allen Freaks, im Gras am See sollten wir zusammen singen, wie Alicia Edelweiss in ihrem Song Leonie singt. Ich konnte kaum mehr als ein spanisches Wort, aber Solo una parola von Crucchi Gang, Francesco Wilking und Malika Ayane gefiel mir besser als das deutsche Original.

Dann begann die Invasion russischer Truppen in die Ukraine. Ich weiß nicht, wie oft ich That Funny Feeling von Bo Burnham hörte, auch wenn mein Lieblingslied aus INSIDE White Woman’s Instagram ist – ich liebe es doll. Ebenso Mám tá rád von Karol Duchoň, das eine Slowakin uns auf einem Spieleabend zeigte. Das Original Red Light Spells Danger von Billy Ocean hörte ich in Dauerschleife gegen die Angst; es weckte positive Emotionen, wenn ich Užupis‘ lange Straße entlang lief.

Der Waldweg war bis tief in den Frühling vereist. So viele Male schlitterte ich in Zeitlupentempo über ihn und hörte Cold Cold Ground von Tom Waits im Rhythmus meiner Schritte. Winter of ’98 von Cayucas wird mich immer daran erinnern, wie „nice cold“, aber auch ice cold dieser Winter ’22 in Vilnius war, in dem ich an einem Samstagabend langsam tanzte und sich die Zeit nicht anfühlte, als würde sie vergehen.

Im Café Leningrad in Riga lief Dancing With Myself von Billy Idol, aber allein tanzte ich im Wald zu The Adults Are Talking von The Strokes. Phosphorescents Cover von Like a Rolling Stone brachte mich zum ersten Mal dazu, auf die Lyrics des Songs zu achten und seitdem frage ich mich, wie es sich anfühlt, kein Zuhause zu haben, komplett unbekannt, wie ein rollender Stein – das habe ich zum Glück nur erahnen können.

Neuentdeckungen im sonnigen März waren Paracetamol Blues von den Sea Girls, Sex Magik von Bloc Party, Lose This Number von Christian Lee Hutson, MAMMAMIA von Måneskin, Simulation Swarm von Big Thief, Back To The Radio von Porridge Radio und Want Me von Baby Queen. Mein Lieblingslied aus Placebos neuem Album Never Let Me Go ist Sad White Reggae.

Newt Says Goodbye to Tina von James Newton Howard wurde mir geschickt, nachdem ich Phantastische Tierwesen 3 im Kino gesehen hatte. Die Melodie transportiert so viel Sehnsucht, Abschiedsschmerz und Schönheit – und wird dann von einer lockeren Stimmung abgelöst.

Denmark von Jules Ahoi hörte ich am Strand in Kopenhagen, auch Chicago von Clueso, das eigentlich ein Lied meiner Kindheit ist. Damals verstand ich noch nicht, dass es in dem Lied um Drogen geht. Ich hörte es frühmorgens, als ich von Nyhavn zum Flughafen aufbrach, wo mein zerfranster Rucksack an der Sicherheitskontrolle zum Drogentest herausgezogen wurde. Als ich am Gate wartete, hörte ich Every Shade of Blue von The Head And The Heart zum ersten Mal. Ich flog über das Meer nach Danzig und hörte Dead Sea von The Lumineers.

Mein schönster Moment auf dem ESCAPE Camp war, als bei Karaoke Sara‘ Perche Ti Amo von Ricchi E Poveri gesungen wurde. Allein für die Entdeckung eines tollen Songs kann sich ein Gemeinschaftstrip lohnen. Auch Let It Go von Idina Menzel wurde gesungen und passt insgesamt zu meiner Zeit in Litauen, auch wenn mir die Kälte manchmal sehr wohl etwas ausmachte. An den Eurovision Song Contest, den wir am selben Abend auf Leinwand sahen, wird mich fortan Give That Wolf A Banana von Subwoolfer erinnern.

Ich habe nicht viel litauische Musik gehört, aber von der Musik, die mir empfohlen wurde, gefiel mir Išeinu von Vytautas Kernagis am besten. Der Song klingt wie ein Chanson, geht ins Ohr und bleibt im Kopf. Wenn ich es heute höre, sehe ich mich an einem sonnigen Frühlingstag zwischen den modernen Gebäuden von Paupys und der Vilnele spazieren gehen.

Mit Shotgun von George Ezra begann mein kurzer Sommer in Vilnius. Der inzwischen vier Jahre alte Hit machte gute Laune. Ich freute mich auf meine letzte Reise ans Meer. Wenn ich spätabends im Dunkeln nach Hause kam, drückte Amsterdam von Mary Gauthier meine Stimmung aus. Alte Cafés, Straßen und Kathedralenglocken gibt es auch in Vilnius. Zu Rose In A Glass von Provoker fühlte ich mich mit Sonnenbrille und viel zu weiter Secondhandjacke cool.

Nach zwei Jahren ging ich endlich mal wieder zum Friseur, der Hair-Cocktail-Bar in Užupis, die im 70er-Jahre-Stil eingerichtet ist. An der Wand hängt ein Bild von John Lennon und Yoko Ono im Bett, „Bed Hair Day“ konnte ich ohne Brille gerade so lesen. Es liefen Schallplatten von The Cure und David Bowie, anschließend fügte ich Close To Me von The Cure meiner Playlist hinzu.

Im Zug nach Klaipėda genoss ich C’est La Vie No.2 von Phosphorescent und im Bus nach Nida Mull Of Kintyre von Wings. Letzteres ist ein Lagerfeuersong aus einem Gitarrenbuch, dessen Lieder ich mit einer Freundin früher spielte. Es geht darum, zum Ursprünglichen zurückzukehren; sich nach langen Reisen endlich auf einem Hügel am Meer niederzulassen. Zurück in Deutschland ist es für mich Zeit, ein wenig zur Ruhe zu kommen; ich sehne mich nach jener tiefen Verbundenheit zu einem Ort, aber freue mich schon darauf, die Welt weiter zu erkunden.

Hasta La Vista von Dream Wife ist eine von vielen Möglichkeiten, auf Wiedersehen zu sagen. Am Tag vor meiner Abreise ging ich mit meiner japanischen Freundin Nana und einer Litauerin noch ein letztes Mal Litauisch essen und in dem Restaurant kam plötzlich Goodbye Yellow Brick Road von Elton John. Damit verließ ich die Stadt der wunderschönen Kirchen, abblätternden Hauswände und Plattenbauten aus gelben Ziegelsteinen.

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HERE is the soundtrack to my second semester in Vilnius. On the way to the airport, I had Motion Sickness by Phoebe Brigers in my ear and a long time ahead without anyone in particular to turn my stomach to. The next day, Depeche Coffee played Boys Don’t Cry by The Cure, followed by Rocket Man (I Think It’s Gonna Be A Long, Long Time) by Elton John.

I discovered Dracula by the Wallners, which became my favourite song for about three weeks, jogging along the raging Vilnele. Hoping that the new semester would bring lots of new things, I listened to redesign by awfultune. Thinking of my family and friends in Germany, I would have liked to send them Mir kann nichts passieren (Nothing can happen to me) by Antilopen Gang, Danger Dan and Max Herre and internalise the feeling. „Victoria, it’s time that we meet again,“ sings the singer from Hearts Hearts in Rub My Eyes. With this song, I was looking forward to seeing her again in the not too distant future right from the start.

Difficult Times by jupiter flynn comforted in the dirt, cold, lack of salt, stolen food and expensive pickles. We lived in difficult times, but still beautiful, meeting people we were comfortable with. At night, when the world flies home, we should have a party, in our castle with all the freaks, in the grass by the lake we should sing together, like Alicia Edelweiss sings in her song Leonie. I hardly knew more than one Spanish word, but I liked Solo una parola by Crucchi Gang, Francesco Wilking and Malika Ayane better than the German original.

Then the invasion of Ukraine by Russian troops began. I don’t know how many times I heard That Funny Feeling by Bo Burnham, even though my favourite song from INSIDE is White Woman’s Instagram – I love it much. Also Mám tá rád by Karol Duchoň, which a Slovak showed us at a game night. The original Red Light Spells Danger by Billy Ocean I listened to on continuous loop against anxiety; it aroused positive emotions when I walked down Užupis‘ long street.

The forest path was icy deep into spring. So many times I slithered over it in slow motion, listening to Cold Cold Ground by Tom Waits in rhythm with my steps. Winter of ’98 by Cayucas will always remind me of how „nice cold“ but also ice cold that winter of ’22 was in Vilnius, where I danced slowly on a Saturday night and time didn’t feel like it was passing.

Café Leningrad in Riga was playing Dancing With Myself by Billy Idol, but alone I danced in the forest to The Adults Are Talking by The Strokes. Phosphorescent’s cover of Like a Rolling Stone made me pay attention to the lyrics of the song for the first time and since then I’ve been wondering how it feels to have no home, completely unknown, like a rolling stone – luckily I could only guess.

New discoveries in sunny March were Paracetamol Blues by the Sea Girls, Sex Magik by Bloc Party, Lose This Number by Christian Lee Hutson, MAMMAMIA by Måneskin, Simulation Swarm by Big Thief, Back To The Radio by Porridge Radio and Want Me by Baby Queen. My favourite song from Placebo’s new album Never Let Me Go is Sad White Reggae.

Newt Says Goodbye to Tina by James Newton Howard was sent to me after seeing Fantastic Beasts 3 in the cinema. The melody conveys so much longing, farewell pain and beauty – and then is replaced by a relaxed mood.

I heard Denmark by Jules Ahoy on the beach in Copenhagen, also Chicago by Clueso, which is actually a song from my childhood. At that time I didn’t understand that the song was about drugs. I heard it early in the morning when I left Nyhavn for the airport, where my frayed backpack was pulled out at the security check for a drug test. As I waited at the gate, I heard Every Shade of Blue by The Head And The Heart for the first time. I flew over the sea to Gdansk and heard Dead Sea by The Lumineers.

My best moment at ESCAPE Camp was when they sang Sara‘ Perche Ti Amo by Ricchi E Poveri at karaoke. A community trip can be worth it just for discovering a great song. Let It Go by Idina Menzel was also sung and overall suited my time in Lithuania, even if the cold did bother me at times. The Eurovision Song Contest, which we saw on screen that same evening, will henceforth remind me of Give That Wolf A Banana by Subwoolfer.

I haven’t listened to much Lithuanian music, but of the music that was recommended to me, I liked Išeinu by Vytautas Kernagis the best. The song sounds like a chanson, catches your ear and stays in your head. When I listen to it today, I see myself walking among the modern buildings of Paupys and the Vilnele on a sunny spring day.

Shotgun by George Ezra started my short summer in Vilnius. The hit song, now four years old, put me in a good mood. I was looking forward to my last trip to the sea. When I came home late at night in the dark, Amsterdam by Mary Gauthier expressed my mood. Old cafés, streets and cathedral bells also exist in Vilnius. To Rose In A Glass by Provoker I felt cool with sunglasses and way too wide second-hand jacket.

After two years, I finally went back to the hairdresser, the hair cocktail bar in Užupis, which is decorated in 70s style. There’s a picture of John Lennon and Yoko Ono in bed on the wall, I could just about read „Bed Hair Day“ without my glasses. Records by The Cure and David Bowie were playing, then I added Close To Me by The Cure to my playlist.

On the train to Klaipėda I enjoyed C’est La Vie No.2 by Phosphorescent and on the bus to Nida Mull Of Kintyre by Wings. The latter is a campfire song from a guitar book whose songs I used to play with a friend. It’s about returning to the original; finally settling down on a hill by the sea after long journeys. Back in Germany, it’s time for me to settle down a bit; I long for that deep connection to a place, but am already looking forward to exploring the world further.

Hasta La Vista by Dream Wife is one of many ways to say goodbye. The day before I left, I went out for one last Lithuanian meal with my Japanese friend Nana and a Lithuanian woman, and suddenly Goodbye Yellow Brick Road by Elton John came on in the restaurant. With that, I left the city of beautiful churches, peeling house walls and prefabricated buildings made of yellow bricks.

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