Was siehst du in diesem Tintenklecks?
Was haben Psychologie und das Schreiben historisch gemeinsam? Ganz einfach: TINTE! Es hat viel Spaß gemacht, das Logo dieses Blogs zu erstellen. Ein DIN-A4-Blatt falten, mit schwarzer Wasserfarbe einen halben Tintenklecks malen, ihn scannen, spiegeln und mit Effekten versehen und tada! Heraus kam:
Ja, was eigentlich? Was siehst du in diesem Tintenklecks? Einen Käfer? Einen Drachen? Ich sehe ein Rentier. Wer schon mal Therapy gespielt hat, dem ist dieses Fantasierätsel bekannt. In dem Spiel geht es unter anderem darum, zu erraten, was die meisten Menschen in einem bestimmten Tintenklecks sehen. Schreib gerne als Kommentar, was du darin siehst, es interessiert mich wirklich.
Inspiriert zu den Tintenklecksen wurden die Macher*innen von Therapy offenbar vom sogenannten Rohrschach-Test. Bei diesem Test werden einer Person Tintenkleckse vorgelegt, zu denen sie auf die Frage, was das sein könnte, ihre Gedanken äußern soll. Es wird zwar nicht nur ausgewertet, was die Person zu den Tintenklecksen sagt, sondern auch, wie sie sich ausdrückt. Aber reicht ein Gespräch über Tintenkleckse aus, um ein zutreffendes Urteil über eine Person zu bilden?
Studien haben gezeigt, dass mit dem Rohrschach-Test nicht genug über Personen herausgefunden werden kann. Trotzdem ist der Test aus Zeiten Freuds noch heute weit verbreitet, wird in den USA sogar vor Gericht genutzt. Im Internet finden sich zahlreiche Selbsttests, einen solchen soll dieser Beitrag auf keinen Fall darstellen, vielmehr eine Warnung, deren Deutungen zu glauben.
Therapy darf bei einem Spieleabend unter Psychologiestudierenden trotzdem nicht fehlen. Bei uns war einmal eine Studentin sozialer Arbeit dabei. Sie berichtete angetan von einem anderen Test, den sie im Studium durchgenommen hatte: Familie in Tieren. Wir anderen tauschten Blicke, hatten den Test im Studium auch schon behandelt, allerdings unter dem Licht psychologischer Forschung. Familie in Tieren, wobei Kinder Familienmitglieder als Tiere malen sollen, ist für uns zum Sinnbild für einen nichtssagenden Test geworden, der in deutschen Familiengerichten leider noch immer eine Rolle spielt. Wir können nur hoffen, dass keinem Vater das Sorgerecht entzogen wird, weil er als Krokodil gezeichnet wird.
4 Kommentare
Norbert
Sehr interessanter Beitrag, danke,
also ich sehe beim ersten wie auch danach mittig das Gesicht eines kraftigen Hundes mit langen Ohren und drumrum kurvige Kreationen.
Ehrenlehrer
Ich sehe einen Phönix, der aus Flammen emporsteigt.
Und abseits dessen nehme ich mit Entsetzen zur Kenntnis, dass Gerichte sich auf Testergebnisse stützen, deren Validität seitens der Fachwissenschaft zumindest arg bezweifelt wird.
castorpblog
Ich habe auch direkt einen Hund gesehen, aber über ihm schwebt ein Drache
P S
Sehe einen Hund. Hat vielleicht was damit zu tun, dass ich mir einen Hund wünsche 🙂 Zur Kindergartenzeit sollten wir häufiger unsere Familie als Tiere malen, was die Erzieher wohl damit gemacht haben?? 😉 Dein Beitrag lässt nachdenken… Danke!