Literatur

V. Fußball

Ich identifiziere mich nicht mehr damit, aber das Sommermärchen 2006, in dem mein bester Freund und ich im Fußballfieber waren wie gefühlt der ganze Rest Deutschlands, wir Flaggen malten, die wir auf der Straße verkauften, und in der Schule übernachtend auf großer Leinwand sahen, wie Deutschland gegen Portugal das Spiel um Platz 3 gewann, immer noch schwer enttäuscht nach der Niederlage gegen Italien; die Zeit, in der die Jungs mich als Torwart wählten, ich in jeder Pause im Tor stand und niemand die Bälle so gut hielt wie ich; der damalige Freund meiner Mutter, der mich zum Schalke-Fan und Bundesliga-Zuschauer machte; die Tickets für ein Spiel meiner Heimatstadt, die ich auf einer Schulveranstaltung signieren ließ, und das große Ereignis des Spiels selbst; der Tischkicker im Garten meiner Großeltern, an dem ich bald unbesiegbar wurde, und der geplante Ferienkurs mit einer Tischkicker-Weltmeisterin, auf den ich mich so sehr freute, den meine Mutter aber absagte, als sie unseren Urlaub im Allgäu verlängerte, wobei ein Traum zerbrach – all das gehört in die Reihe meiner Kindheitsträume wie die Bilder, die ich malte, und die Stücke, die ich schrieb.

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